"Allein das Essen wäre schon ein Grund, nach Thailand zu reisen. Die Vielfalt scheint keine Grenzen zu kennen. Spitzenküche gibt es aber nicht nur im edlen Sterne-Restaurant, sondern auch in einfachen Lokalen und Garküchen."

Gaumenfreuden gibt es in Thailand überall
Schon optisch gibt das Essen was her: In einer Schüssel werden die Blüten der Blauen Klitorie gereicht, welche in Butter getunkt und kurz angeröstet etwas zartbitter schmecken, in einer weiteren Schale gegrillten Fisch. Eine dritte ist mit gelbem Garnelen-Curry gefüllt, der mit Palmzucker und etwas Chili eine süßlich-scharfe Stimmung im Gaumen erzeugt. Dazu gibt es „Khao Sangyod“, eine bräunlich-violette Reissorte, die fast ausschließlich von den Bauern der südlichen Provinz Phatthalung gepflanzt wird.
Der Reichtum der südthailändischen Küche
Und mit ihnen pflegt Khun Lam Lom beste Kontakte. Denn die 56-jährige Frau aus dem Dorf Ban Tha Hin am Ostufer des Songkhla-Sees hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Touristen südthailändische Regionalküche vom Feinsten zu bieten. Die Region ist bekannt für Meeresfrüchte, Sangyod-Reis und die markanten Palmyrapalmen, welche wie Nadeln aus dem Flachland ragen. Und diese Palmen haben es in sich. So wird aus dem gewonnenen Palmzucker zusammen mit Kokosraspeln, Klebereispulver, Salz und Ei die leckere Süßspeise „Khanom Cha“ gezaubert. Und das zieht zunehmend Besucher an, die auf ihrer Fahrt zwischen Nakhon Si Thammarat und Songkhla in Ban Tha Hin einen Zwischenstopp einlegen, mit den Fischern zusammen auf Fang gehen, bei einer Frauengruppe Thai-Süßspeisen kreieren und natürlich ein üppiges Seafood-Mahl genießen. „Auf diese Weise“, so Khun Lam Lom, „lernen unsere Besucher hautnah den natürlichen Reichtum Südthailands kennen“. Und einige kulinarische Spezialitäten aus der Region dazu.
Naschen im Norden
Zu den kulinarischen Giganten zählt neben Bangkok fraglos auch Chiang Mai. Bei dem gewaltigen Angebot wundert es nicht, dass in der 2020-Ausgabe des MICHELIN Guides für Thailand nun auch die Metropole des Nordens Aufnahme gefunden hat. „Chiang Mais fantastisches Essen ist Grund genug für einen Besuch – schließlich ist die Stadt eine der besten Essens-Destinationen in Thailand“, meint Khun Yuthasak Supasorn, Gouverneur des Thailändischen Fremdenverkehrsamtes (TAT). Und dabei denkt er sicherlich nicht nur an die Sterneküche oder Restaurants im Lanna-Stil, sondern auch an die vielen einfachen Lokale.
Chiang Mai aus dem Topf oder vom Grill
Etwa solche, die den Nord-Thailand-Klassiker „Khao Soi“ anbieten. Es ist jenes schmackhafte Nudelgericht, das zu Chiang Mai gehört wie seine alten Tempel. So richtig authentisch – mit gelbem Curry und reichlich Chili – gibt es das Gericht beispielsweise im Khao Soi Islam unweit der Moschee. Schließlich waren es einst muslimische Händler aus Yunnan, die das Gericht nach Nord-Thailand brachten. Im Khao Soi Islam mögen die weißen Bodenfließen, Rundhocker und ratternden Ventilatoren an der Decke jetzt nicht unbedingt das typische Thailand-Flair versprühen. Das schlichte Outfit ist den vorwiegend lokalen Besuchern egal. Wichtig ist, was aus dem Topf oder vom Grill kommt. Und das ist ziemlich lecker. Neben Khao Soi gibt es auch saftige Sate-Spießchen mit Chilisoße zum Dippen.
Die schmackhafte Wurstspirale
Schon mal „Sai Oua“ probiert? Das ist die legendäre Chiang-Mai-Wurst aus Schweinefleisch mit vielen Kräutern. Wie eine Spirale gerollt und dann klein geschnitten, gelingt sie besonders gut im Aroon Rai. Auch dieses, bereits 1957 eröffnete Traditionslokal an der Kotchasarn Road unweit des Wassergrabens legt wenig Wert aufs Ambiente. Auf dem Tisch landen meist Plastikteller. Aber was drin ist, ist eine Augenweide und natürlich auch eine Gaumenfreude.
Isaan vom Feinsten
Um die Küche aus dem Nordosten des Königreiches kennen zu lernen, muss man nicht unbedingt dorthin fahren. „Som Tam“, der berühmte Papaya-Salat samt Klebereis und Grillhuhn, gibt es auch zuhauf in Bangkok oder auf Phuket. Aber natürlich schmecken die Isaan-Gerichte vor Ort wesentlich authentischer. Und da gibt es noch wesentlich mehr zu entdecken als Som Tam.

Spitzenküche auf dem Markt oder im Kochkurs genießen
Wer sich von dem Gewusel nicht abschrecken lässt, sollte dazu einen der Märkte ansteuern. Etwa den New Mae Kim Heng Market in Khorat oder den City Night Market in Khon Kaen. Beide bieten eine Fülle an Isaan-Spezialitäten. Wie wäre es beispielsweise mit „Pla Duk Yang“, einem mit Zitronengrass verfeinerten Wels vom Grill? Oder „Gaeng Om“, einem suppenähnlichen Curry mit Hühner-, Rind- oder Schweinefleisch? Wer selber mal am Wok stehen will, um all das auszuprobieren, findet dazu zahllose Gelegenheiten. Denn erst bei einem Kochkurs versteht man, dass Thailand wahrlich ein Land voller Spitzenköche ist.
Der Artikel wurde geschrieben von M. Petrich im Auftrag von neusta Grafenstein.