"Egal ob es sich um verspannte Schultern vom Langstreckenflug, allgemeine Müdigkeit oder andere Beschwerden handelt: Die traditionelle Thai-Massage wirkt manchmal regelrechte Wunder. Und dies so angenehm, dass sich ihr auch Wellness-Liebhaber gerne hingeben. Vorsichtshalber…"

Ein Klettergerüst aus Seilen

Eine hölzerne Plattform, darauf einige gepolsterte Matten, Kissen verschiedenster Größe und darüber, von der Decke hängend, ein ganzes Geflecht an Seilen und dicken Stoffsträngen: Der erste Blick in das kleine Holzhaus an der Fußgängerzone Chiang Khans lässt den Touristen ein wenig ratlos zurück: Wozu braucht man bitte ein „Klettergerüst“ aus Stoff? Erst am Nachmittag, wenn die ersten Besucher kommen, löst sich das Rätsel. Auf den Matten liegen die Patienten – und immer wieder steht einer der Masseure auf, um einige vorsichtige Schritte über den Rücken seines Patienten zu laufen.  Die Seile helfen dabei, das Gewicht optimal einzusetzen. Die stille, meditative Stimmung, wie man sie aus dem Westen kennt, gibt es hier nicht immer: Massage ist „sabai“: wohltuend und angenehm, je nach Laune kann auch ein kleines Schwätzchen dazugehören.

Die „Feuerwehr“ der Medizin

Der kleine Massage-Salon mag weit im Nordosten Thailands liegen, doch er ist typisch für das ganze Land. Tausende dieser Salons gibt es in Thailand. Mindestens. Als Teil der traditionellen thailändischen Medizin sind sie nicht nur „Feuerwehr“, wenn es um akute Schmerzen geht, sondern auch ein beliebte Vorsorgemaßnahme, um muskuläre Disbalancen gar nicht erst entstehen zu lassen. Doch was macht die Thai-Massage so besonders?

Von Indien nach Thailand

Ihre Grundlagen sind mehr als 2500 Jahre alt – Buddhas Arzt Jīvaka Komārabhacca soll sie der Legende nach erfunden haben. Wahrscheinlicher ist, dass sie sich aus vielen verschiedenen Einflüssen entwickelte: Auf die ayurvedische Ur-Lehre wirkten über die Jahrhunderte chinesische und südostasiatische Heilslehren. Sicher ist jedoch, dass sie vor rund 2000 Jahren von den ersten buddhistischen Mönchen nach Thailand gebracht wurde.

Die Lehranstalt der traditionellen Thai-Massage

Wer die wichtigsten Schriften der Thai-Massage sehen will, muss im Tempel Wat Pho in Bangkok vorbeischauen: König Rama I ließ das Kloster Ende des 17. Jahrhunderts zur Lehranstalt für traditionelle thailändische Medizin ausbauen. Gut 150 Jahre später ließ König Rama III die Grundlagen der Thai-Massage zusammenfassen und auf 60 Steintafeln gravieren, die man bis heute auf dem Tempelgelände besichtigen kann. Und ausgebildet und massiert wird natürlich auch heute noch im Tempel – eine Erfahrung, die man nicht missen sollte!

Es muss fließen

Nach der Thailändischen Traditionellen Medizin durchziehen zehn unsichtbare Energiebahnen (Sen) den Körper. Verspannte Muskeln können diesen Energiefluss behindern, körperliche Beschwerden sind die Folge. Eventuelle Blockaden werden daher per Akupressur, Dehnung und Bewegung gelöst. Mitunter scheinen die Masseure regelrecht mit den Patienten zu ringen: Es wird gezogen, gedreht und gedehnt, kommen Ellenbogen und Knie zum Einsatz, um besonders hartnäckigen Stellen beizukommen. „Yoga für Faule“ wird die Thai-Massage hier und da scherzhaft genannt – und das ist gar nicht so falsch: Während der Patient bei westlichen Massage-Techniken komplett passiv bleibt, ist der Körper bei Thai-Massage gefordert. Die Masseure und Masseurinnen verfügen oft über erstaunliche Kräfte und biegen und strecken Arme, Beine und Rücken bis kurz vor die Schmerzgrenze. Sogar der besagte „Spaziergang“ auf dem Rücken des Patienten gehört oft dazu – und ist erstaunlich angenehm!

Die Vorteile der Thai-Massage

Das Beste daran ist: Die Thai-Massage fördert nicht nur das Wohlbefinden, sie wirkt erwiesenermaßen auch in medizinischer Hinsicht. Vor allem bei Blockaden, Muskelverspannungen und Spannungskopfschmerz, aber auch wenn es um den Stress-Level geht, neue Energien bei chronischer Müdigkeit, Verdauungsbeschwerden und die allgemeine Beweglichkeit. Kein Wunder, dass sich manch ein Patient nach der Massage gleich ein paar Jahre jünger fühlt!

So funktioniert’s

  • Wer sicher gehen will, dass der Masseur eine anerkannte Ausbildung von mindestens 800 Stunden durchlaufen hat, sollte nach dem Zertifikat des thailändischen Department of Health Service Support Ausschau halten, das einen medizinischen Standard garantiert. Es muss für den Patienten sichtbar im Salon angebracht sein.
  • Vor der Massage erhält der Gast meist ein Baumwoll-Shirt und eine weite Hose, die so groß und leicht sind, dass der Masseur optimal arbeiten kann.
  • Oft liegen die Patienten nebeneinander auf Matten in einem Raum – das ist kein Problem, denn die Thaimassage erfolgt immer auf Stoff.
  • Sport und Massage passen gut zusammen – allerdings genau in dieser Reihenfolge!
Eine original Thai Massage wird an einer Frau in Thailand durchgeführt

Selber lernen

Wenn es gar so gut tut – warum nicht gleich selber lernen, wie die Thai Massage funktioniert? Im Bangkoker Wat Pho (www.watpomassage.com) beispielsweise werden auch Kurse verschiedener Länge auf Englisch angeboten.

Der Artikel wurde geschrieben von F. Hauser im Auftrag von neusta Grafenstein.


Wir haben dich inspiriert? Dann schau‘ mal hier: